© Eduard Erhart 2024
Pulsing Touch Ich BIN mein Körper Du BIST nicht deine Gedanken, du BIST nicht deine Gefühle, du BIST nicht dein Körper – so oder ähnlich lauten die immer wiederkehrenden Ratschläge, die in unzähligen alten oder neuen Weisheitslehren und Ratgebern angeboten werden.  Beobachte deine Gedanken, beobachte deine Gefühle und Empfindungen, halte sie nicht fest, lass sie vorüberziehen, identifiziere dich nicht mit ihnen. Schiebe sie nicht weg, verdränge sie nicht, aber lass dich auch nicht von ihnen mitreißen, in Besitz nehmen, überwältigen. Lass sie da sein, wenn sie kommen, aber geh nicht in sie hinein, beobachte sie lieber nur, hab lieber eine gewisse Distanz zu ihnen. Sprich zu dir: „Ah, das geschieht gerade in mir – dann das – und jetzt das.“ Nehme wahr, was in dir vorgeht, aber nehme es nicht als deine Realität. Deine Realität ist nicht das Wahrgenommene selbst, sondern die wahrnehmende, beobachtende Instanz in dir, diese Fähigkeit, des Wahrgenommenen gewahr zu sein, bewusst zu sein, ein Bewusstsein zu haben. Alles andere ist so etwas ähnliches wie ein Film. Nur der Beobachter, der Zuschauer, der du bist, ist real oder ist jedenfalls das, was außerhalb dieses Films ist, was nicht so fortwährend kommt und geht, hin und her gerissen wird, sich dauernd verändert, sondern immer bleibt und bleiben wird, immer gleich bleibt, immer konstant und unberührt ist. Auf die Ruhe, den Gleichmut und die Unversehrtheit dieses Beobachters kannst du dich verlassen. Deine Möglichkeit, bewusst zu sein, dein Bewusstsein, das BIST wirklich du, mit all seiner Neutralität und Unvergänglichkeit. In irgendeiner Weise überlebt es wahrscheinlich selbst den Tod, wird es immer sein und war noch nie nicht da. Sei identifiziert mit deinem Bewusstsein, aber nicht mit den Inhalten, die in dieses Bewusstsein gelangen.  So und ähnlich lauten die Sätze, die uns von unseren Gedanken, Gefühlen und Empfindungen befreien und zu einem besseren Leben verhelfen sollen. Es ist der Vorgang einer Dissoziation, der hier als Lösung angeboten wird. Es ist zwar ein geschickter Trick, weil sie sozusagen nur halb geschieht, weil die Inhalte nicht völlig weggeschoben werden, weil sie im Gegenteil sogar eingeladen werden. Alles was wir aus unserem Bewusstsein verdrängen, wirkt im Untergrund umso stärker und ungünstiger weiter und kann auf die lange Dauer womöglich wahrhaft dämonische Kräfte entfalten. Deshalb ist es so wichtig, alles erscheinen zu lassen, alles in unsere Wahrnehmung zu holen. Und doch können wir auch dabei die Dinge auf Abstand halten, uns von ihnen innerlich trennen, sie nur anschauen, aber sie nicht SEIN.  Wenn wir beobachten, verschwinden die Inhalte auch wieder, weil alles stets im Wandel ist. Das ist unsere Erfahrung. Aber sie kommen oftmals mit großer Penetranz auch immer wieder zurück. Sie kommen regelmäßig zurück, weil wir sie nur wahrgenommen, aber nicht gelebt und nicht verstanden haben. Denn alles was in unserem Bewusstsein erscheint, hat eine wichtige Botschaft für uns. In allem steckt eine wichtige Mitteilung, selbst in den unschönsten oder banalsten Gedanken, Gefühlen und Empfindungen ist etwas Wunderbares verborgen, möchte sich etwas aus unserem tiefsten, wahrhaftigstem Urgrund zeigen. Dieses Juwel kann sich aber nur zeigen, wenn wir lernen, wie wir in allen Erscheinungen die jeweilige Botschaft erkennen können. Um sie in wirklich ganzer Tiefe und Umfasstheit, mit ganzem Herz und Verstand verstehen zu können, braucht es, in die „Verkünder“ der Botschaft, und seien sie noch so trivial oder „verkopft“ oder angespannt, voll und ganz hineinzugehen.  Nehmen wir unseren Körper wahr und fühlen z.B. an irgendeiner Stelle eine Anspannung oder gar einen Schmerz, haben wir oft sofort und wie automatisch die Tendenz, uns von dieser Spannung innerlich zu entfernen. Am liebsten möchten wir sie gar nicht wahrnehmen, möchten wir sie weghaben, aber da sie nun schon mal da ist, möchten wir sie wenigstens von unserem restlichen Leben so gut es geht trennen. Wir wollen uns ja davon nicht behindern oder unser Befinden in den Keller ziehen lassen. Als erstes betrachten wir sie wie von außen, wie etwas Fremdes, von unserem eigentlichen Ich Abgetrenntes, als etwas, das uns widerfährt. Dann versuchen wir, sie als isoliertes Problem zu bearbeiten, versuchen willentlich zu entspannen, loszulassen, irgendein Mittel, eine Übung dagegen anzuwenden. Ein Stück weit, mehr oder weniger gut gelingt das dann auch immer wieder. Aber wirklich grundlegend verschwinden die unangenehmen Empfindungen oft nicht. Im guten Fall gelingt es uns, sie in ein erträgliches Ausmaß zu bringen, im anderen Fall kommen sie in ihrer gewohnten Stärke immer und immer wieder.  Was ist, wenn wir mal genau das Gegenteil machen? Wenn wir auf die Spannung, die Unpässlichkeit, die Schmerzempfindung innerlich zugehen, mit unserer Wahrnehmung nicht nur vor ihr stehen, sondern ganz in sie hineingehen, wenn wir sie in ihrer Gänze fühlen und dabei dieses Gefühl SIND. Wenn wir mit dem gehen, was sie möchte, wenn wir diese Spannung leben lassen, die inneren und äußeren sehr feinen Bewegungen zulassen, die sie vollführen möchte, wenn wir mit der Vorstellung in ihr sind, dass in ihr, wie in allem, sich „nur“ und sehr dringend ein Aspekt unserer unermesslichen wunderbaren Lebensenergie entfalten möchte. Wir können uns bildhaft vorstellen, wie sehr diese lebensbejahende Energie in dieser Spannung zusammengeballt und festgehalten ist, und wie sehr sie aber auch, wenn wir sie ganz bewohnen, sie SIND und als unsere Kraft erleben, langsam schmelzen und im Schmelzen sich genauso langsam ausdehnen kann und mit dem Ausdehnen sich langsam in unseren ganzen Körper hinein bewegen kann.  Wenn wir die Vorstellung aufbauen, „ich BIN mein Körper, ich BIN dieses Zuhause, ich BIN all das, was ich hier innen fühle“, und auf diese Weise in diese Erfahrung hineingehen, also wirklich das SIND, was wir innen fühlen, können wir erleben, dass selbst die unangenehmsten Zustände sich langsam in etwas Angenehmeres verwandeln, weil sie sich der Form von Lebensenergie annähern, die ihnen eigentlich zugrunde liegen. Denn diese grundlegende Lebensenergie hat immer etwas von einer Wärme, Weichheit, einem freien Fluss und somit einer Qualität von Geborgenheit, die wir immer in ihr finden können. Statt Dissoziation lieber die vollkommene Assoziation mit dem wohligen inneren Zuhause, das wir in unserem Körper finden können, auch wenn es zunächst über sehr unangenehme Gefühle gehen kann, in die wir ganz reinschlüpfen müssen, ist der Weg zu einem lebensförderlichen, friedenschaffenden Eins-Sein mit uns selbst. Es ist, als würde sich das, was wir „wirklich möchten“, in diesem Prozess auf eine geheimnisvolle Weise von selbst oder in uns selbst erfüllen.   Wir können dabei z.B. erleben, dass eine Spannung in uns sich noch weiter aufbauen möchte, sich noch mehr verstärken möchte. Dann lassen wir uns davon führen und gehen mit dem, wohin sie sich bewegen möchte, was sie scheinbar tun möchte. Vielleicht ziehen sich unsere Schultern hoch, vielleicht krümmt sich unser Körper oder bäumt sich auf, gehen wir in eine wie immer geartete Schutzhaltung. Beginnt irgendwann die Energie auch nur ein wenig weicher zu werden und aus dem heraus in eine minimale oder auch größere innere Bewegung zu kommen, können wir mehr und mehr das Kribbeln und Strömen, die Wärme und Sanftheit erspüren, die ihr in Wahrheit innewohnen. Wir können uns dem Fließen dieser Empfindungen hingeben, uns ihnen überlassen und dabei immer deutlicher auch ihre emotionalen Qualitäten erleben und all diese Gefühle und Wahrnehmungen SEIN, sie in uns voll und ganz erleben und nach außen sich ausdrücken lassen. „Ich BIN diese Spannung“, „ich BIN diese Empfindung“, „ich BIN dieses Gefühl“ sind Worte, die wir uns suggestiv selbst vorsagen können, während wir ganz in diese Erfahrung hineingehen. Dabei können wir beständig in dem Wissen sein, dass im aufwühlensten Gefühl, im hässlichsten Gedanken, im verzehrendsten Sehnen, in der schmerzhaftesten Empfindung im Tiefsten nichts anderes steckt, als Weite, Freiheit und Liebe. Wir können in dem Wissen sein, dass alle engen, zusammengezogenen, festgehaltenen, verhärteten, abwehrenden Zustände in Wahrheit lauter Zustände voller Weichheit, Ausdehnung, Zuwendung und unendlich strömender Liebesgefühle sind. Denn jeder Regung, die wir in uns finden, liegt ein sehr menschliches Bedürfnis, ein sehr wunderbarer Wunsch zugrunde, den wir gerne in uns fühlen und diese Gefühle anderen zeigen dürfen. Gelingt uns mit dieser grundsätzlichen Ausrichtung auf das Wahrhaftige in uns, das immer unsere „wahren Wünsche und Bedürfnisse“ widerspiegelt, nach und nach eine innere Bewegung aus der Starre oder der angespannten Aufregung in ein freies Fließen einer schmelzenden, erweichenden, von unseren liebevollen Begehren erfüllten „Erregung“, wird das Glück, das wir dabei empfinden, sich auch auf die Menschen um uns herum übertragen.  Anstatt von unseren unangenehmen Empfindungen, Gefühlen und Gedanken wegzustreben und zu ihnen Abstand zu halten, sie nur zu beobachten, wählen wir die entgegengesetzte Richtung und wenden uns mit all unseren Sinnen und unserer Vorstellungskraft ihnen zu, schlüpfen bildhaft in sie hinein, erfahren sie nicht als etwas Getrenntes von uns, sondern erleben uns intensiv eins mit ihnen. Wir gehen dabei so sehr wir können in unseren Körper, „identifizieren“ uns mit ihm, SIND das, was wir fühlen und denken. Natürlich sind wir dabei nicht vollkommen „bewusstlos“, natürlich bleibt da gleichzeitig ein Beobachter in uns vorhanden, aber wir können ihn getrost sehr sehr klein werden lassen. Er kann sehr klein sein und wird dennoch groß genug dafür sein, dass wir hinterher noch genügend erinnern und reflektieren können, was wir erlebt haben, und dafür, die Ausrichtung unseres Erlebens auf den wahren Kern jeder Erfahrung zu gewährleisten. Das Aufrechterhalten dieser Ausrichtung genügt, dann können wir uns den Prozessen unserer Lebensenergie hingeben, dann werden sie immer in die Richtung von Weichheit und ekstatische Weite führen, und alles weitere wird wie von selbst zu unserem Guten in uns ablaufen.  Wir können es auch als ein Wechselspiel ansehen, ein Wechsel zwischen dem völligen Abgeben unserer Kontrolle, dem puren Sein unserer Erfahrung und dem Zurückkehren unseres Beobachters, der unser Erleben wahrzunehmen, zu reflektieren und zu integrieren versucht. Wir steuern, wenn nötig, ein wenig unsere innere Ausrichtung, und dann geben wir uns so vollkommen wie möglich dem hin, was uns in Richtung unserer inneren machtvollen Weichheit führt. Sie ist der Wegweiser, sie ist das, was uns zu unserer wahren Bestimmung, zu unserer eigenen Authentizität und damit zur Freude in uns und in und mit unseren Mitmenschen führt.  Wenn allem, was wir in uns erleben, letztendlich ausschließlich etwas Gutes zugrunde liegt, wenn sich in allem, was wir sind, im eigentlichsten Kern nichts anderes als unsere unendliche Liebesenergie ausdrücken möchte, dann gibt es keinen Grund, uns mit unserer Lebensenergie, egal in welcher Form sie im Moment gerade auftritt, nicht zu identifizieren. Egal wie sie daher kommt, auch wenn sie noch so angespannt und anhaftend ist, wir haben immer die Möglichkeit, sie in uns in Weichheit, in zärtliche Bewegung zu bringen, unseren wahren „Flow“, unsere frei fließende Liebe zu finden. Fühlen oder erahnen wir in allen Erscheinungen diese strömende Liebe in uns, wäre es geradezu widersinnig, uns davon auch nur im geringsten zu dissoziieren. Identifikationen sind nur dann ungünstig, wenn wir daran glauben, dass unsere Regungen genau so sind, wie sie zunächst daher kommen. Wenn wir also glauben, dass das, was wir hassen, tatsächlich ausschließlich so und deshalb hassenswert ist, wenn wir glauben, dass das, wonach wir uns sehnen, etwas ist, das wir nicht auch schon bereits in uns haben und uns andere deshalb vorenthalten können, oder glauben, dass unsere Gebrechen bedeuten, dass Lebenskraft uns abhanden gekommen ist und nicht nur ihre Form verändert hat, dann kommen wir auf die Idee, uns besser damit nicht zu identifizieren, uns besser mit etwas anderem zu identifizieren, das uns unveränderlicher und schöner oder zumindest neutraler und weniger leidvoll vorkommt. Dann suchen wir unser Glück möglichst nicht in dem, was unsere menschlichen Leidenschaften ausmachen, dann hoffen wir es in etwas zu finden, das davon so sehr es geht entfernt ist. Dann suchen wir unsere Liebe nicht IN den „Dingen“, die wir in uns erleben oder die wir tun, sondern in etwas, das jenseits oder außerhalb davon zu sein scheint.  Statt „negative“ Energien loswerden zu wollen, können wir sie zu uns nehmen, sie nutzen und in einen transformierenden Prozess einbringen. Statt uns mit angespannten „Ego-Wünschen“ nicht zu „identifizieren“ und sie zu verdammen, können wir unsere wahren Bedürfnisse dahinter erfahren und durch das „identifizierte“ SEIN dieser „wahren Wünsche“ sie wie in uns selbst erfüllen, sie also in uns wie zu einer (erfüllten) Wirklichkeit werden lassen und auf diese Weise zur „identifizierten“ Liebe selbst werden. Das ist die menschengerechte Brücke zwischen den Dualitäten unserer Erfahrungswelt und nicht die trennende Einteilung in „gut“ und „böse“ und „sich identifizieren“ und „sich (besser) nicht identifizieren“.  Mit der Berührungsqualität des Pulsing Touch können wir diese Wandlung von einer angespannten Energie in eine weiche, frei strömende Energie auf wunderbare und effektive Weise unterstützen. Wir können während dieser inneren Prozesse mit pulsierender Selbstberührung oder pulsierender Berührung von anderen die festgehaltene Lebensenergie wieder in Bewegung bringen. Pulsing Touch bringt uns dazu, unseren Körperinnenraum vollkommen durchlässig werden zu lassen und so das Strömen der Energie in uns überhaupt wahrnehmen zu können. Je mehr wir diese Durchlässigkeit und die Empfänglichkeit für die Wellen pulsierender Berührungsenergie üben, desto durchlässiger und energetisierter werden wir und kommen immer mehr da hin, das subtile und zugleich intensive Strömen unserer Lebensenergie tatsächlich zu erleben und uns davon wie von selbst zu unseren wirklich wahren, liebevollen Herzenswünschen führen zu lassen, mit denen wir gerne „identifiziert“ sein können, weil sie sowohl nach innen als auch nach außen niemals zerstörerisch sein möchten.  Die „identifizierte Liebe“ zu sein, ist für mich ein überaus erstrebenswertes Ziel. Und das Schöne an diesem Weg dorthin ist, dass wir uns dabei – vorübergehend – mit allem „identifizieren“ dürfen, dass wir deshalb nichts ausgrenzen, wegschieben, wegmachen, vermeiden müssen, sondern alles gebrauchen, alles dafür verwenden können. nach oben